Der Umgang mit fremdem Geld – über Schufa, Banken und Darlehenspolitik
April 17, 2015Inflation – wenn das Geld verfällt
April 19, 2015Produkte, die Hoffnungen wecken, die sie offensichtlich nicht erfüllen, sind gefährlicher als Produkte, die auf ihre risiken hinweisen. Oder denken wir an Produkte, die uns von Kindesbeinen
an vorgestellt werden, als gehörten sie zum täglichen Leben dazu. Der Verbraucher hat ohne fachkundige Hilfe meist keine Chance, die Wahrheit über solche Produkte herauszufinden. Und diejenigen, die solche Produkte anbieten oder vermitteln, werden tunlichst vermeiden, den Kunden richtig aufzuklären. Das Sparbuch genießt wohl das beste Image das man sich für Finanzprodukte vorstellen kann. Das macht es auch so gefährlich, denn das scheinbar harmlose Sparbuch gehört zu den größten Vermögensvernichtern der Nation. Lesen Sie hier, warum.
Haben Sie ein Sparbuch? Sie lachen? Vielleicht hätte man eher fragen sollen: Sind Sie etwa die Person, die kein Sparbuch hat? Fast jeder hat oder hatte mal ein Sparbuch. Meist sind es die ganz Kleinen, die das Sparbuch in die Wiege gelegt bekommen, und es sind die älteren Semester, die schon ihr ganzes Leben lang ihr geliebtes Sparbuch hatten und es wahrscheinlich auch bis zu ihrem Lebensende behalten werden. Es ist die genialste Produktform, die Banken und allen voran die Sparkassen geschaffen haben. Das Sparbuch ist nicht einfach nur ein Konto. Nein, es ist etwas sehr emotionales, wenn man ein kleines Buch in den Händen hält, in das jeder noch so kleine Geldbetrag nach der Einzahlung sofort eingetragen wird. Die Zahl im Sparbuch wächst und wächst. Das macht den Besitzer natürlich stolz.
Sparbuch liefert billiges Geld für das Kreditinstitut
Hinter all dem Gehabe steht eine perfekt funktionierende Maschinerie. Hier wird auf Seiten des Kreditinstitutes richtig Geld verdient. Objekt der Begierde der Institute ist der so genannte Bodensatz. Bodensatz bedeutet für die Bank nichts weiter, als dass ein bestimmter Teil kurzfristiger Einlagen der Kunden eines Kreditinstitutes mit längeren Fristen als Darlehen ausgereicht werden dürfen. Bei Spareinlagen kann erfahrungsgemäß davon ausgegangen werden, dass etwa 20% nach 3 Monaten wieder abgehoben werden, 20% nach 5 Jahren wieder abgehoben werden und ca. 60% erst nach 10 Jahren wieder abgehoben werden. Obwohl zum Beispiel die Einlagen des Sparbuches mit einer Kündigungsfrist von 3 Monaten komplett abgehoben werden könnten, muss die Bank oder Sparkasse nicht das gesamte Einlagenkapital ihrer Sparbücher mit dieser Frist bereit halten. Auf die Masse der gesamten Kunden bezogen ergibt sich durch die verschiedenen Kontobewegungen der einzelnen Sparkonten
– einige zahlen Geld ein, andere lassen Geld einfach liegen, andere holen Geld ab – ein Betrag, der quasi immer vorhanden ist. Dieses Geld muss nicht vom Kreditinstitut bereit gehalten werden
und ist somit frei für lukrative Transaktionen der Bank.
BODENSATZTHEORIE
Auf Wagner (1857) zurückgehende Theorie, nach der ein systematischer Unterschied zwischen den formellen und den tatsächlichen Laufzeiten von Einlagen besteht. So kann festgestellt werden, dass ein gewisser Teil der Einlagen, der sogenannte Bodensatz, unabhängig von der vereinbarten Fälligkeit nicht abgerufen wird. Beispielsweise steht ein hoher Prozentsatz der Spareinlagen den Kreditinstituten über die gesetzliche Kündigungsfrist von drei Monaten hinaus zur Verfügung. Da dieser (formell kurzfristige) Bodensatz den Kreditinstituten faktisch jedoch langfristig zur Verfügung steht, können hiermit langfristige Finanzanlagen refinanziert werden, ohne die Liquidität zu gefährden. Diese – im Widerspruch zur Goldenen Bankenregel stehende – Theorie erlaubt somit dem Kreditinstitut eine positive Fristentransformation.
Lausige Zinsen beim Sparbuch
Ein Vergleich der Zinskonditionen bei Sparbüchern bzw. Sparkonten am 19.04.2015 weist 1,25% p.a. beim Top-Anbieter aus. Alle Anbieter liegen also weit unter 2% p.a.! Das Schlusslicht bietet sage und schreibe 0,02% Zinsen p.a.. Gibt es tatsächlich Kunden, die ihr Geld auf dem Sparbuch deponieren für nur 0,02% Zinsen? Es gibt sie offensichtlich, denn jedes Kreditinstitut hat ausreichend Schläfer, also Kunden, die sich nicht für Zinsen interessieren, die alles nur aus Gewohnheit machen, die nicht „über den Tisch gezogen werden“ müssen, weil sie selbst freiwillig über den Tisch rüber gekrochen kommen. Und dann gibt es noch den Kunden, dem man alles erzählen kann, der nicht vergleicht, sich keine zweite Meinung anhört, der dem Bankangestellten gegenüber hörig ist wie der Gefreite gegenüber dem General. Viele Menschen machen sich leider keine ausreichenden Gedanken darüber, was mit ihrem Geld passiert, wenn sie es unrentabel auf dem Sparbuch parken.
Inflation und Steuer
Auf deutschen Sparkonten und Termin-/Tagesgeldern liegen etwa 41% der Vermögen der Deutschen. Im Schnitt werden den Sparern 0,5% Zinsen gutgeschrieben, die auch noch zu versteuern sind. Selbst bei einer Inflationsrate von 1%, wie sie uns Vater Staat weismachen will, würde das Vermögen schon im Wert fallen. Jeder spürt im eigenen Geldbeutel, dass es mit 1% Inflation nicht getan ist. Es steht somit unumstößlich fest, dass die vielen Milliarden auf deutschen Sparkonten an Substanz einbüßen.
Ist das dem Sparer bewusst? Sicher nicht, denn so lange die Zahlen in seinem Sparbuch jedes Jahr größer sind als im Jahr davor, ist seine Freude ungebrochen. Das böse Erwachen kommt erst, wenn das Geld irgendwann abgehoben und ausgegeben wird. Erst dann wird Verwunderung eintreten, wie wenig man für sein Geld noch bekommt. Aber wie so oft, ist es dann bereits zu spät.
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