Silberpreis und Goldpreis – Wie relevant sind Preise in der Krise?
September 22, 2022Mein Youtube Kanal NOTENBANKEN SIND UNFÄHIG, DIE INFLATION ZU SENKEN
Oktober 13, 2022Preismodelle im Edelmetallhandel können verschiedenartig ausfallen. Im Edelmetallhandel sind die Möglichkeiten für Erträge begrenzt, denn die Preise werden weltweit festgelegt und geben damit eine Richtung vor. Die Ware ist überall gleich, die Größen standardisiert. Edelmetallhandelsgesellschaften dürfen, um konkurrenzfähig zu bleiben mit ihren Margen nicht übertreiben, weil man sich als Käufer sonst einfach an einen anderen Händler wendet.
Wir unterscheiden bei den Möglichkeiten drei Formen des Handels mit Edelmetallen: Edelmetalle im Tafelgeschäft, im Onlinehandel und im Handel mit Einlagerungslösung. Beim Onlinehandel und im Tafelgeschäft können nur Einnahmen über Aufschläge auf die Edelmetallpreise generiert werden.
Wird eine Lagerlösung mit angeboten, fallen zusätzlich Lagergebühren an. Je nachdem, ob das Lager durch die Handelsgesellschaft selbst betrieben wird, können die Einnahmen durch Lagergebühren in die Gesamtkalkulation mit einfließen. Wird das Lager von einer dritten Gesellschaft betrieben, gehen die Lagergebühren an diese und stehen deshalb außerhalb der Gesamtkalkulation der Handelsgesellschaft.
Doch bevor wir uns diesen Wegen und der Preisgestaltung widmen, ein kurzer Ausflug zu einem aktuellen Thema: Dem Wegfall der Differenzbesteuerung beim Silber.
Wie funktionierte Differenzbesteuerung bei Silber?
Ein Edelmetallhändler kauft die Ware aus einem Nicht-EU-Land, verzollt den Zollwert mit 7 Prozent und, anstatt die gezahlte Vorsteuer vom Finanzamt erstatten zu lassen, schlägt er diese im Rahmen der Differenzbesteuerung auf seinen Einkaufspreis hinzu.
Verkauft er nun die Ware an einen Kunden, muss er die Mehrwertsteuer von 19 Prozent nicht auf den Nettoverkaufspreis, sondern nur auf die Differenz zwischen seinem Einkaufs- und Verkaufspreis erheben. Dadurch erhöht sich – bei gleichbleibendem Edelmetallkurs – im Vergleich zu einem Kauf mit voller Mehrwertsteuer der Kaufpreis für einen Privatanleger nicht um 12 Prozentpunkte, sondern aufgrund der geringen Handelsmargen bei Edelmetallen nur marginal um voraussichtlich weniger als ein Prozent.
Voraussetzung war, dass die Stücke einen Nennwert besaßen. Damit galten die Silberstücke als Geld und konnten mit dem verminderten Umsatzsteuersatz erworben werden. Silber im Tafelgeschäft und Onlinehandel ist nun 12 Prozent teurer. Davon abgesehen wurden seitens der Händler auf Silbermünzen stattliche Preisaufschläge erhoben. Auf der Vergleichswebsite gold.de werden die Aufschläge der Händler transparent gemacht. Am 06.10.2022 lag beispielsweise der Aufschlag für 1 Oz Silber Wiener Philharmoniker zwischen 40,13 und 85,11 Prozent.
Die Aufschläge sind der hohen Volatilität von Silber geschuldet. Der Preis des Weißmetalls bewegt sich oft sehr unberechenbar. Händler, die Silbermünzen für den Weiterverkauf einkaufen und vorhalten laufen bei einem fallenden Silberpreis Gefahr, Minus zu machen. Also wird die Marge großzügiger gestaltet, um dieses Risiko zu minimieren.
Mit einem Mailing an die Händler wurde am 30.09.2022 die Differenzbesteuerung bei Silbermünzen und Münzbarren abgeschafft. Seither ist der Aufschrei in den Medien und bei den Silberfreunden groß. Die Differenzbesteuerung von Silber war ein Privileg, welches im Jahr 2014 für monetäres Silber errichtet wurde.
Preise für Edelmetalle im Tafelgeschäft
Das Tafelgeschäft ist das mit Abstand aufwändigste Edelmetallgeschäft. Es müssen Verkaufsräumlichkeiten unterhalten (Miete, Nebenkosten) werden, die mit der entsprechenden Sicherheitstechnik versehen sind. Eine ansprechende Palette unterschiedlicher Größen von Barren und Münzen aller Metalle müssen vorgehalten werden. Es muss Verkaufspersonal vor Ort sein und für die Wertsachen muss es einen entsprechend gesicherten Tresorraum geben. Das kostet alles einiges an Geld.
Je nach Standort und Kundenzulauf müssen diese Kosten durch den Edelmetallhandel finanziert werden. Folglich sind die Margen im Tafelgeschäft im Vergleich zu den anderen beiden Handelsformen in der Regel die höchsten. Dafür genießt man den Luxus, dass man Edelmetalle bis zu einem Betrag von 1.999 Euro anonym im Tafelgeschäft kaufen kann.
Etwas günstiger wird es im Onlinehandel. Da man keine Verkaufsräume vorhalten muss, kann der Onlinehandel etwas kosteneffizienter gestaltet werden. Der Einkauf ist hier jedoch nicht anonym möglich.
Im Tafelgeschäft und im Onlinehandel besteht für den Händler für die im Bestand befindlichen Stücke ein Preisrisiko. Wie bereits oben am Beispiel von Silber erläutert, kaufen die Händler ihre Stücke zu einem gewissen Tagespreis ein. Dieser kann in den kommenden Tagen bis zum Verkauf steigen oder fallen.
Fallen die Preise, müssen die Händler möglicherweise zu billig verkaufen. Steigen die Preise, erzielen die Händler einen zusätzlichen Gewinn. Je volatiler die Preise sind, desto höher ist das Risiko für die Händler. Deshalb wird zur üblichen Marge auch ein gewisser Sicherheitspuffer auf die Preise der einzelnen Stücke aufgeschlagen. Deshalb sind die Aufschläge im Onlinehandel und im Tafelgeschäft entsprechend hoch.
Edelmetallhandel mit Einlagerung
Viele Edelmetallhandelshäuser bieten auch den Erwerb von Edelmetallen in Kombination mit einer Lagerlösung an. Diese Form des Erwerbs ist für Kunden sehr komfortabel, denn sie müssen ihre Edelmetalle nicht zu Hause lagern und brauchen daher weder einen Tresor noch eine spezielle Versicherung, die meist eine genaue Bestandsliste benötigt.
Der Einkauf erfolgt in der Regel durch Überweisung eines beliebigen Betrages auf ein Kundenkonto, der dann vom Händler grammgenau in das gewünschte Edelmetall getauscht wird. Der größte Vorteil für den Händler besteht darin, dass keine Edelmetalle vorgehalten werden. Zu bestimmten Stichtagen werden die Kundengelder zusammengefasst und die benötigten Edelmetalle zum Tagespreis eingekauft. Damit entfällt das Preisrisiko für den Händler vollständig und der Aufschlag auf die Edelmetalle ist damit auch deutlich geringer.
Je nach Art der Einlagerung kann es auch zu Steuervorteilen kommen. Erfolgt die Einlagerung in einem Zollfreilager, fallen beim Ein- und Verkauf keine Mehrwertsteuern an. Die Kunden erhalten damit für ihr Geld deutlich mehr Edelmetall.
Die Gebührengestaltung kann hier deutlich abweichen. Feste Aufschläge bezogen auf eine bestimmte Barrengröße, feste prozentuale Aufschläge oder aber auch mit steigender Einzahlung fallende prozentuale Aufschläge auf den Spotpreis sind ebenso zu finden, wie Agios bei monatlichen Käufen. Es lohnt sich, hier genauer hinzuschauen. Oft gibt es auch Mischformen.
Ein auf den ersten Blick günstigerer Aufschlag kann sich durch die zusätzliche Erhebung eines Agios schnell als doch nicht so günstig herausstellen. Hier muss man sich tatsächlich intensiv mit Bedingungen und Verträgen auseinandersetzen, denn manchmal werden die kompletten Gebühren nicht auf den ersten Blick ersichtlich.
Für die Lagerlösung fallen ebenfalls Kosten an. Diese beziehen sich in der Regel auf die Höhe des eingelagerten Bestandes und werden jährlich, quartalsweise oder monatlich abgerechnet.
Welcher Weg ist der Richtige?
Die Frage nach dem besten Weg ist nicht so leicht zu beantworten. Es zählen die eigenen Wünsche. Wer beispielsweise seine Stücke regelmäßig in der Hand halten und diese betrachten möchte, muss im Tafelgeschäft oder Onlinehandel einkaufen und die höheren Gebühren und Steuern in Kauf nehmen. Hier lohnt der Vergleich. Die Website Gold.de ist dabei sehr hilfreich. Dort werden zertifizierte Händler verglichen. Egal ob Gold, Silber, Platin oder Palladium, ob Einkauf oder Verkauf – man bekommt einen guten Überblick, wo es am günstigsten ist.
Wer seine Edelmetalle lieber weit weg in Sicherheit wiegen möchte, kann den Handel mit Einlagerung wählen. Auch hier lohnt der Vergleich. Doch hier ist nicht nur die Kostenstruktur ausschlaggebend, auch der angebotene Service fällt stark ins Gewicht.
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